Fast wie in einem Märchen wirkt die Geschichte, wie die katholische Kirchengemeinde St. Goar in den Besitz der wertvollen Altartafeln kam:

Nach den Aufzeichnungen des St. Goarer Standesamtes aus dem Jahre 1806 wurde am 18. Primaire XIV. (9.12.1806), morgens 6.00 Uhr, in der Rheinstraße, neben dem Gasthaus "Krone", ein Kind weiblichen Geschlechts gefunden. Bekleidet war es "mit einem kleinen Hemde, eingewickelt mit einer Flanellbinde und mit einem alten Hemde umhüllt". Sein Alter wurde auf 3 Tage geschätzt. Bei dem Mädchen fand man einen mit ungelenker Hand geschriebenen Zettel, auf dem stand: ,,das Kind Verlangt getauft zu werden es ist kattolisch Gott und stat Sagear sol sich über das arme Kind erbarmen". Vermutlich wurdeZettel, der bei dem Findelkind gefunden wurde das Kind von seiner Mutter, die mit der Soldaten hier durchgezogen ist, ausgesetzt worden.

Da Vater und Mutter unbekannt waren entschied man, daß es nach der Stadt, in der es gefunden wurde, den Familiennamen St. Goar erhielt. Da das Kind von der Ehefrau Marianne Gonard, der Ehefrau des französischen Zöllners Jean Gonard, gefunden wurde und Maria Barbara Schornagel die Patenschaft übernahm, und erhielt das Kind die Vornamen Marianne Barbara.

Die Familie des Metzgermeitere Frank nahm sich des Kindes an. Mit 16 Jahren ging Marianne Barbara St. Goar nach Frankfurt am Main und trat dort in den Dienst eines spanischen Konsuls. Dort heiratete Marianne Barbara St. Goar den Äusläufer Johann Hillenbrand. Nach dessen Tode lebt sie als relativ wohlhabende Witwe weiterhin in Frankfurt, leiht sie doch ihrem früheren Arbeitsgeber, dem spanischen Konsul, als dieser in Geldverlegenheit kommt, eine größere Summe. Aus Dankbarkeit hierfür schenkt der Konsul ihr einige Ölgemälde, wobei das größte eine Kreuzigungegruppe darstellt.

Nachdem nun in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts die St. Goarer katholische Pfarrkirche zu klein und baufällig geworden war, wurde eine Spendenaktion zum Bau einer neuen Kirche durchgeführt. Frau Hillenbrand wurde ebenfalls um eine Spende gebeten und übereignet der katholischen Kirche St. Goar diese Ölbilder.

Über den Wert der Bilder war man sich nicht bewußt. Er wurde erst erkannt, als man sie 1902 in Düsseldorf ausstellte und sie zunächst Dürers bzw. von dessen Schule zuschrieb.

So verdankt St. Goar einem ehemaligen Findelkind eine der großartigsten kulturellen Reichtümer der gesamten Region.